[Fachartikel] Kalibrierung von Gaswarnanlagen – Teil 2
17. November 2016 | ABGS GmbH | Kategorie Wissen
Gemische mehrerer bekannter brennbarer Substanzen
Können mehrere Gase gleichzeitig auftreten, so wird als Kalibriergas das Gas ausgewählt, auf welches der Sensor am unempfindlichsten reagiert. Nach den Faustregeln ist dieses auch meistens das Gas mit der niedrigsten UEG (Untere Explosionsgrenze) und damit auch das gefährlichste Gas (Gilt nicht für einen Infrarotsensor!).
Folgende Gase können vorkommen:
Methan | CH4 | E = 0,9 mV/%UEG | UEG = 4,4 %V/V |
Propan | C3H8 | E = 0,5 mV/%UEG | UEG = 1,7 %V/V |
Wasserstoff | H2 | E = 0,8 mV/%UEG | UEG = 4,0 %V/V |
Acetylen | C2H2 | E = 0,6 mV/%UEG | UEG = 2,3 %V/V |
Butan | C4H10 | E = 0,4 mV/%UEG | UEG = 1,4 %V/V |
Ethen | C2H4 | E = 0,6 mV/%UEG | UEG = 2,3 %V/V |
Erfolgt die Kalibrierung auf Butan, so werden alle anderen Gase mit zu hoher Empfindlichkeit angezeigt, man ist auf der sicheren Seite.
Unbekannte brennbare Medien (Ex-Detektion)
Es geht darum, Kohlenwasserstoffe zu detektieren. Der Wärmetönungssensor wird möglichst empfindlich kalibriert, so dass zuverlässig die Konzentration vieler Substanzen eher zu hoch als zu niedrig angezeigt wird. Für derartige Kalibrierungen haben sich die Toluol- oder Nonan-Kalibrierung bewährt, denn hierdurch wird das Gaswarngerät etwa vier bis fünfmal empfindlicher eingestellt als auf Methan. Falsch ist es, in einem solchen Fall auf und mit Methan zu kalibrieren. Es gibt nämlich praktisch keine Gase, auf die der Wärmetönungssensor empfindlicher wäre als auf Methan. Man befindet sich also mit diesem Vorgehen auf der unsicheren Seite.
Gemische mehrerer bekannter toxischer Substanzen
Querempfindlichkeiten und Selektivität:
Der Begriff Querempfindlichkeit sagt aus, das ein Sensor nicht nur auf das Zielgas reagiert, sondern auch auf andere Gase. Beim Wärmetönungs- und Infrarotsensor hingegen spricht man nicht von Querempfindlichkeit, diese Sensoren sollen ja sogar möglichst viele brennbare Gase und Dämpfe detektieren. Auch unter den elektrochemischen Sensoren gibt es einige, die auf ganze Stoffgruppen empfindlich sind, zum Beispiel der NH3-Sensor, der auch Amine detektiert, der Cl2-Sensor, der auch Brom und Fluor detektiert, der H2S-Sensor, der auch andere Schwefelverbindungen detektieren kann, … . Man spricht von definierter oder messtechnisch ausnutzbarer Querempfindlichkeit, die auch Grundlage der Ersatzkalibrierung ist. Der allgemeine Fall allerdings ist, dass man es eher mit Querempfindlichkeiten zu tun hat, die das Messsignal in bestenfalls vorhersehbaren Größenordnungen beeinflussen können. Solche Querempfindlichkeiten findet man im Sensordatenblatt aufgelistet.
Beispiel für einen SO2-Sensor:
Substanz | Formel | Testgas-konzentration | ppm SO2 | Unterdrückung |
---|---|---|---|---|
Acetylen (Ethin) | C2H2 | 200 ppm | <= 140 | > 1,43 |
Ammoniak | NH3 | 200 ppm | <= 0,5 | > 400 |
Arsenwasserstoff | AsH3 | 5 ppm | <= 20 | > 0,25 |
Butadien | CH2CHCHCH2 | 50 ppm | <= 50 | > 1 |
Chlor | Cl2 | 10 ppm | <= 5 | > 2 |
Cyanwasserstoff | HCN | 20 ppm | <= 12 | > 1,7 |
Disilan | Si2H6 | 10 ppm | <= 50 | > 0,2 |
Ethanol | CH3OH | 250 ppm | <= 1 | > 250 |
Ethen | C2H4 | 1000 ppm | <= 4 | > 250 |
Fluorwasserstoff | HF | 15 ppm | <= 0,5 | > 30 |
Kohlenstoffmonoxid | CO | 200 ppm | <= 1 | > 200 |
Propan | C3H8 | 1 %V/V | <= 1 | > 10000 |
i-Propanol | (CH3)2CHOH | 500 ppm | <= 0,5 | > 1000 |
Schwefelwasserstoff | H2S | 20 ppm | <= 60 | > 0,33 |
Stickstoffdioxid | NO2 | 50 ppm | <= 60 | > 0,83 |
Toluol | C6H5CH3 | 1 %V/V | <= 1 | > 10000 |
Bezug auf geltende Normen, Richtlinien, Verordnungen und Regeln:
Merkblatt T 021 (DGUV Information 213-056) Gaswarneinrichtungen für toxische Gase/Dämpfe und Sauerstoff, Merkblatt T 023 (DGUV Information 213-057) Gaswarneinrichtungen für den Explosionsschutz
Literatur: Wolfgang Jessel, Gase-Dämpfe-Gasmesstechnik
Gastautor: Dipl.-Ing. Dieter Seyfert
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