[Fachartikel] Eigensicherheit – Teil 1
12. Juni 2012 | ABGS GmbH | Kategorie Wissen
Für Praktiker, die eine Interpretationshilfe bei der Anwendung von Normen zur Eigensicherheit benötigen, wird ein Überblick zum Aufbau und zu den grundsätzlichen Anforderungen gegeben:
- DIN EN 60079-0 (VDE 0170-1): 2010-03, Explosionsfähige Atmosphäre, Teil 0: Geräte – Allgemeine Anforderungen
- DIN EN 60079-11 (VDE 0170-7): 2007-08, Explosionsfähige Atmosphäre, Teil 11: Geräteschutz durch Eigensicherheit „i“
- DIN EN 60079-14 (VDE 0165-1): 2009-05, Explosionsfähige Atmosphäre, Teil 14: Projektierung, Auswahl und Errichtung elektrischer Anlagen
- DIN EN 60079-17 (VDE 0165-10-1): 2008-05, Explosionsfähige Atmosphäre, Teil 17: Prüfung und Instandhaltung elektrischer Anlagen
- DIN EN 60079-25 (VDE 0170-10-1) Entwurf :2007-08, Explosionsfähige Atmosphäre, Teil 25: Eigensichere Systeme
Die Normen gelten als wichtige Bewertungsmaßstäbe und Regeln der Technik, von denen abgewichen werden kann, wenn die gleiche Sicherheit auf andere Weise erreicht wird.
Zum Verständnis erfolgt zunächst eine Auswahl wichtiger Begriffe:
Eigensicherheit „i“
Zündschutzart, die auf die Begrenzung von elektrischer Energie innerhalb von Betriebsmitteln und Verbindungsleitungen, die einer explosionsfähigen Atmosphäre ausgesetzt sind, auf ein Niveau unterhalb dessen beruht, bei dem eine Zündung entweder durch Funkenbildung oder Erwärmung hervorgerufen werden kann.
Eigensicherer Stromkreise
Stromkreis, in dem weder ein Funke noch ein thermischer Effekt eine Zündung einer explosionsfähigen Atmosphäre verursachen kann.
Explosionsgefährdeter Bereich
Bereich, in dem eine explosionsfähige Atmosphäre in solcher Menge vorhanden ist oder erwartet werden kann, dass besondere Maßnahmen hinsichtlich der Bauweise, der Installation und der Verwendung von Geräten erforderlich sind.
Zündschutzart
Konstruktionsprinzip, welches das Risiko einer Explosion bei gleichzeitigem Vorhandensein einer explosionsfähigen Atmosphäre und von Zündquellen minimiert.
Zonen
Gefährdete Bereiche werden nach der Häufigkeit des Auftretens und der Dauer des Vorhandenseins einer explosionsfähigen Gesamtatmosphäre in Zonen eingeteilt:
Zone 0, Zone 1, Zone 2 bzw. Zone 20, Zone 21, Zone 22
Anlage
Als Anlage wird die Gesamtheit aller Geräte, Schutzsysteme oder Sicherheits-, Kontroll- oder Regelvorrichtungen und deren Verbindungselemente zur funktionalen Zusammenschaltung bezeichnet.
Kategorie (nach ATEX)
Die Kategorie, die für ein Gerät festgelegt ist, wobei die Höhe der Wahrscheinlichkeit der Zündung explosionsfähiger Gasatmosphären zugrunde gelegt ist:
Kategorie „1G“, „2G“ und „3G“, explosionsfähige Staubatmosphären
Kategorie „1D“, „2D“ und „3D“.
Geräteschutzniveau (EPL)
Das Schutzniveau, das für ein Gerät festgelegt ist, wobei die Höhe der Wahrscheinlichkeit der Zündung explosionsfähiger Gasatmosphären zugrunde gelegt ist:
Geräteschutzniveaus (EPL‘s) „Ga“, „Gb“ und „Gc“, explosionsfähige Staubatmosphären Geräteschutzniveaus (EPL‘s) „Da“, „Db“ und „Dc“.
Eigensicheres Betriebsmittel
Eigensichere Betriebsmittel und eigensichere Teile von zugehörigen Betriebsmitteln müssen einem Schutzniveau „ia“, „ib“ oder „ic“ zugeordnet werden.
Einfaches elektrisches Betriebsmittel
Elektrisches Bauelement oder Kombination von Bauelementen einfacher Bauart mit genau bekannten elektrischen Parametern, das (die) die Eigensicherheit des Stromkreises, in dem es (sie) eingesetzt wird, nicht beeinträchtigt.
Eigensicheres elektrisches Betriebsmittel
Elektrisches Betriebsmittel, in dem alle Stromkreise eigensicher sind.
Zugehöriges elektrisches Betriebsmittel
Elektrisches Betriebsmittel, das sowohl energiebegrenzte als auch nichtenergiebegrenzte Stromkreise enthält und das so aufgebaut ist, dass die nichtenergiebegrenzten Stromkreise keine energiebegrenzten Stromkreise nachteilig beeinflussen können.
Schutzart IP
Die Schutzart gibt die Eignung von elektrischen Betriebsmitteln für verschiedene Umgebungsbedingungen an.
Kennwert Cc
Kabelkapazität des Verbindungskabels, das in einem eigensicheren Stromkreis ohne Aufhebung der Eigensicherheit eingeschaltet werden kann.
Kennwert Lc
Kabelinduktivität des Verbindungskabels, das in einem eigensicheren Stromkreis ohne Aufhebung der Eigensicherheit eingeschaltet werden kann.
Kennwert Lc/Rc
Wert des Verhältnisses von Induktivität (Lc) zu Widerstand (Rc) des Verbindungskabels, das in einem eigensicheren Stromkreis ohne Aufhebung der Eigensicherheit eingeschaltet werden kann.
Systembeschreibung
Dokument, in dem die einzelnen elektrischen Betriebsmittel, deren elektrische Kennwerte und die der Verbindungsverdrahtung festgelegt sind.
Maximal zulässige Oberflächentemperatur
Höchste Temperatur, die an der Oberfläche eines elektrischen Betriebsmittels bei bestimmungsgemäßen Betrieb auftreten darf, um eine Zündung zu vermeiden.
Galvanische Trennung
Anordnung innerhalb eines Teiles eines eigensicheren elektrischen Betriebsmittels oder eines zugehörigen elektrischen Betriebsmittels in solcher Weise, dass Signale oder eine Leistung ohne direkte elektrische Verbindung zwischen zwei Stromkreisen übertragen werden.
Sicherheitsbarriere mit Dioden
Baugruppen- die Shuntdioden oder Diodenketten (einschließlich Zenerdioden) enthalten, die mit Sicherungen oder Widerständen oder mit einer Kombination von beiden abgesichert sind.
Betriebsmittelgruppe
Einteilung elektrischer Betriebsmittel mit Bezug auf die explosionsfähige Atmosphäre, in der ihr Einsatz vorgesehen ist:
- Gruppe I: unter Tage
- Gruppe II: Gasatmosphäre
- Gruppe III: Staubatmosphäre
Temperaturklasse
Einteilung der Geräte entsprechend der maximal erreichbaren Temperatur (T1 bis T6). Zum Betrieb eines Gerätes oder Betriebsmittels in einer explosionsfähigen Atmosphäre muss seine maximal auftretende Temperatur unterhalb der Zündtemperatur des Gemisches bleiben.
wird fortgesetzt
Gastautor: Dipl.-Ing. Dieter Seyfert
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